Seit dem 1. September 2023 ist Roger Neuhaus COO und ergänzt damit die Geschäftsleitung der Schibli-Gruppe. Sein Weg zu uns: eher ungewöhnlich. Wir wollten im Interview etwas mehr erfahren und wissen, wie und warum er zu Schibli kam und was er als neues Mitglied der Geschäftsleitung anpacken wird.
Roger, du bist seit rund 9 Monaten Schiblianer. Fangen wir damit an, was dein Fazit bis heute ist.
Da kommt mir als erstes das top Image in den Sinn, das wir bei unserer Kundschaft haben. Wir werden als verbindlicher und kompetenter Elektrotechnikbetrieb wahrgenommen, der dann gerufen wird, wenn es um komplexe und gewerkeübergreifende Aufträge im laufenden Betrieb geht. Aber mir ist aufgefallen, dass wir in der Selbstwahrnehmung fast eine falsche Bescheidenheit an den Tag legen. Unsere Könnerschaft darf in Zukunft mit einer Portion mehr Selbstvertrauen nach aussen getragen werden – ganz nach dem Motto «Tue Gutes und sprich darüber».
Du bist nicht auf dem klassischen Weg zu Schibli gekommen. Erzähl!
Ich habe vor Schibli viele Jahre in der Geschäftsleitung eines grösseren Elektro-Ingenieurunternehmens gearbeitet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mich beruflich nochmal verändern möchte und mir konkrete Gedanken über eine neue mögliche Stelle gemacht. Ich wollte vor allem weiterhin mitgestalten und deshalb wieder eine Rolle innerhalb einer Geschäftsleitung übernehmen. Also habe ich mich im Markt umgesehen und mir zwei Firmen ausgesucht, mit denen ich mich identifizieren kann, und für die ich gerne arbeiten möchte. Eine davon war Schibli.
War von Anfang an klar, dass du COO wirst?
(lacht) Nein, im Gegenteil. Ich habe mich auch nicht auf eine Vakanz beworben. Die gab es so nicht. Ein klassisches Bewerbungsdossier hatte ich nicht. Ich habe eines Tages einfach das Telefon in die Hand genommen, Jan angerufen und gesagt, dass ich offen für eine neue Herausforderung bin und ob er mal Lust und Zeit auf einen Kaffee hätte. Gekannt haben wir uns da noch nicht. Mir war klar, dass sich vielleicht nichts ergeben würde, aber dann hätte ich zumindest eine spannende Person und eine gute Firma kennengelernt. Der Weg in die Schibli-Gruppe nahm nach einigen Gesprächen Fahrt auf und ich darf heute eine Rolle in der Geschäftsleitung als COO einnehmen.
Mir wurde von Anfang an mitgeteilt, dass es ein Abenteuer werden würde. Dass die Rolle und die Aufgaben nicht klar definiert seien. Ich war überzeugt, dass ich mit meinem Background und meiner langjährigen Erfahrung im Planungsbereich die Zukunft der Schibli-Gruppe mitgestalten kann. Ich verstehe die Produktion draussen und weiss, wie ich mich auf GL-Ebene bewegen sollte.
Warum Schibli?
Zum einen wollte ich zurück zur Elektrotechnik. Zum anderen hat mich das anfangs schon erwähnte Image überzeugt. Dazu zählen nicht nur das enorme Knowhow und das breite Kompetenzfeld, sondern auch, dass sich das Unternehmen entwickelt und sich stetig aktuellen Trends anpasst. Und es ist eine inhabergeführte Familienunternehmung – dies passt sehr gut zu mir.
Was hast du seit deinem Start mitgestaltet?
Ich habe die ersten vier Wochen beobachtet, eine gute Einführung erlebt und viele tolle Mitarbeitende kennengelernt. Ich wurde mit vielen Instrumenten vertraut gemacht und in Systeme eingeführt. Dabei habe ich mir einfach Notizen gemacht. Das hat zum Teil etwas Disziplin verlangt (lacht). Man kann nicht einfach kommen und alles ändern, nur um zu zeigen, dass man jetzt da ist. Ich wollte erst einmal die Menschen richtig kennenlernen und wissen, wie die Dinge laufen. Dadurch habe ich sinnvolle Fokusthemen definieren können. Eines meiner Ziele ist es, das Projektmanagement weiter zu optimieren. Aber nicht nur. Ich bin auch der Meinung, wir müssen unsere Mitarbeitenden draussen in der Produktion stärken. Sie sind unsere Visitenkarte gegenüber dem Auftraggeber und der Bauherrschaft.
Was meinst du mit stärken?
Es ist leider generell so, dass ein Handwerker nicht die gleiche Anerkennung in der Gesellschaft bekommt, wie jemand im Büro oder ein Studierter. Mein Anliegen wäre es, dass ein Mitarbeitender – egal ob im Büro oder auf der Baustelle – die gleiche Akzeptanz und Wertschätzung erhält.
Das heisst, du möchtest vor allem den Mindset ändern?
Genau, aber nicht nur. Für mich stehen unsere Mitarbeitenden klar im Fokus. Das heisst, wir möchten sie weiterentwickeln. Sie sollen gerne arbeiten und stolz auf das sein, was sie realisiert haben. Ob ein:e Lernende:r, ein:e ausgelernte:r Elektroinstallateur:in, Systemtechniker:in, Projektleiter:in oder Geschäftsführer:in, wir sind am Ende alle an einem Projekt beteiligt. Fehlt einer, läufts nicht. Ich bin auch der Meinung, dass es enorm wichtig ist, dass wir alle Mitarbeitenden, egal auf welcher Position, ab Projektstart involvieren, sie zu Beteiligten machen müssen.
Wie siehst du die Zukunft der Elektrotechnik?
Die klassische Elektrotechnik wird es immer geben. Wir haben aber ein grosses Potenzial, was die Analyse und Nutzung von Daten angeht. Was früher Öl war, sind heute die Daten.
Sie stehen für Wachstum und Veränderung. Als Elektriker haben wir Zugang zu diversen Datenpunkten wie Bewegungsmelder, Taster, Access Points und Sensoren. Diese Daten werden schon seit jeher gemessen. Wenn wir sie aber zudem analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse richtig einsetzen, können wir neue und auf die Bedürfnisse unserer Kunden optimierte Business-Modelle entwickeln.
Da haben wir als Schibli-Gruppe die besten Voraussetzungen.
Richtig. Denn meiner Ansicht nach ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns als Schibli-Gruppe, dass wir ein breites Kompetenzfeld besitzen. Ein wichtiger Schlüssel zum Entwickeln neuer Geschäftsfelder ist, dass wir ein eigenes IT-Unternehmen in der Gruppe haben. Gepaart mit der Gebäude- und Elektrotechnik, dem Schaltanlagenbau sowie den erneuerbaren Energien bieten wir ein umfassendes Knowhow und die idealen Voraussetzungen für eine datenbasierte Elektrotechnik.
Persönlich in Kürze
Roger Neuhaus
Seit 20 Jahren wohnhaft in Ehrendingen, verheiratet, drei Kinder
Freizeit
Alles, was mit Rädern zu tun hat – biken, Rennvelo fahren, Töff fahren
Beruflicher Background
Als gelernter Elektroinstallateur bin ich auf der Baustelle gross geworden und habe
mich anschliessend klassisch über den Projektleiter zum Meister weitergebildet.
Einige Jahre später habe ich ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft angehängt
und dieses Jahr den Universitätsabschluss Master of Science in Safety and Security
Management abgeschlossen. Weiteres wird sicher folgen. Denn ich bin überzeugt, dass man nie ausgelernt hat und eine Weiterbildung – egal ob sie eine Relevanz zur aktuellen Position hat oder aus persönlichem Interesse erfolgt – einem immer neue Horizonte eröffnet und zum Denken anregt. Nur schon allein wegen der verschiedenen Persönlichkeiten, die man dadurch kennenlernt.
Morgen- oder Nachtmensch?
Ich bin im sogenannten Fünferclub. Das heisst, ich stehe zwischen 4.30 und 5 Uhr auf. Mache ein wenig Sport, gehe in mich, trinke einen Kaffee und ab ins Büro. Somit klar Morgenmensch.